„Architektur ist das kunstvolle, korrekte und großartige Spiel der unter dem Licht versammelten Baukörper.“ (Le Corbusier)
Kann ein Atheist ein religiöses Kultgebäude bauen? Die Bewohner aus Ronchamp würden ja sagen und stolz auf ihre Kapelle Notre-Dame-du-Haut verweisen. Seit 2016 zum UNESCO-Weltkulturerbe gehörig trägt die Kapelle die klare Handschrift eines Mannes, der weit über seinen Tod hinaus auch noch heute weltweit die Architektur maßgeblich mit beeinflusst: Le Corbusier. Über ihn könnte man ganze Romane schreiben. Als Vorreiter der Moderne im frühen 20. Jahrhundert kennen viele Le Corbusier vor allem für seine Visionen um die „Unité d’Habitation“ (Wohnheiten). Nach Ende des Zweiten Weltkriegs sind es die Einwohner, die sich an den berühmten Architekten wenden mit der Bitte um der Rekonstruktion der Kapelle. Er zögert und nimmt erst sehr viel später im Alter von 63 Jahren den Auftrag an.
Ob er wohl ahnte, dass er mit seinem Werk die christliche Baukunst des 20. Jahrhunderts drastisch revolutionieren würde? Viele sehen in ihr auch ein frühes Beispiel des internationalen „plastischen“ Stils. Sie ist in allem ungewöhnlich und doch architektonisch so genial von Le Corbusier gedacht, denn die Kapelle scheint mit der Erhöhung auf der sie steht „mitgebaut“ worden zu sein. Ein weiteres Highlight: Le Corbusier baute nicht nur eine „Innenkirche“ sondern versah die Kirche auch mit einem Freiluftaltar für Gottesdienste für bis zu 1200 Personen! Aber das Innere sollte man sich trotzdem in Ruhe anschauen, denn Le Corbusier verstand es auch auf spannungsvolle Weise Licht im Raum in Szene zu setzen. Zu Recht wird die Kirche jährlich von mehr als 80.000 Menschen besucht und zählt neben dem Kloster Sainte-Marie de la Tourette zu den einzigen religiösen Bauten Le Corbusiers. Man sagt übrigens Le Corbusier hätte sich von der Moschee El Atteuf in Algerien inspirieren lassen. Wer eine Incentivereise in die Region Burgund-Franche Comté plant, kommt demnach kaum an dieser Attraktion vorbei. Unser Tipp: Die Kapelle von Ronchamp lässt sich wunderbar als Ausflug von Besançon oder Montbéliard planen.
